Prof. Dr. Sven-Joachim Otto (Cpf)
Oder vielmehr: Meine Motivation für den Beitritt zur Churpfalz Mannheim im CV
Oder vielmehr: Meine Motivation für den Beitritt zur Churpfalz Mannheim im CV
Der Entschluss, einer Studentenverbindung beizutreten, ist für viele eine bewusste Entscheidung, die tief im Verständnis von Gemeinschaft, Tradition und persönlicher Weiterentwicklung verwurzelt ist. Für mich war dieser Schritt ein natürlicher, einer, der meine bisherigen Erfahrungen und Überzeugungen aufgriff und weiterführte. Die KDStV Churpfalz wurde nicht nur ein Teil meines studentischen Lebens, sondern auch ein zentraler Baustein meiner Identität. Sie hat mich durch mein Studium getragen, mich geformt und begleitet und bleibt bis heute eine prägende Kraft in meinem Leben.
Gelebte Glaubenserfahrung
Meine katholische Prägung und die gelebte Glaubenserfahrung spielten bei meinem Entschluss, einer CV-Verbindung beizutreten, eine wesentliche Rolle. Als Schüler des Benediktiner-Gymnasiums in Ettal verbrachte ich sieben Jahre im Internat des Klosters. Diese Jahre waren intensiv, nicht nur akademisch, sondern auch spirituell. In der erhabenen, jahrhundertealten Umgebung des Klosters erhielt ich nicht nur eine klassische Bildung, sondern auch eine tiefe Einführung in den katholischen Glauben. Die Liturgie und die tägliche Auseinandersetzung mit dem Glauben öffneten mir die Türen zur spirituellen Welt der katholischen Kirche. Insbesondere das Ministrieren bei Pontifikalämtern und an kirchlichen Hochfesten prägten mein Verständnis für die Schönheit der Liturgie und die Werte des Glaubens. Diese Zeit ließ mich die Kraft der Gemeinschaft und die Bedeutung von Glauben und Tradition erkennen – Werte, die für mich auch über die Zeit in Ettal hinaus bedeutend blieben.
Aufnahme des Studiums
Mit dem Wintersemester 1989/90 kehrte ich schließlich in meine Heimatstadt Mannheim zurück, um mein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität aufzunehmen. Obwohl ich mich auf den neuen Lebensabschnitt freute, verspürte ich den Wunsch, die Werte und Ideale, die mir in Ettal vermittelt wurden, auch in meiner neuen Umgebung zu bewahren. Der Gedanke an die Gemeinschaft und die Struktur, die ich im Internat erlebt hatte, begleitete mich, und so hielt ich unbewusst Ausschau nach einer Gruppe, die diese Werte lebte. Am Erstsemester-Infotag fiel mir eine Gruppe junger Manner in Wichsen ins Auge – Mitglieder der Churpfalz Mannheim. Ihre Präsenz und Selbstsicherheit erinnerten mich an die vertraute Welt in Ettal. Der Kontakt war schnell hergestellt: Ich sprach sie an, und kurz darauf war ich zu einem Infoabend eingeladen. Noch am selben Abend konnte ich spüren, dass dies eine Gemeinschaft war, in der Werte wie Kameradschaft, Respekt und Verantwortungsbewusstsein im Mittelpunkt standen.
Übernahme von Managementaufgaben
Schon wenige Wochen später trat ich der Verbindung bei und wurde bei der Jahresabschlusskneipe 1989 in die Verbindung aufgenommen. Die KDStV Churpfalz bot mir mehr als nur einen sozialen Kreis – sie war ein Ort, an dem ich mich persönlich entfalten und meine Fähigkeiten entwickeln konnte. In ihr fand ich die perfekte Balance zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen individuellem Wachstum und der Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Bundesbrüder meines damaligen Jahrgangs sind bis heute mit mir eng freundschaftlich verbunden, und es besteht ein regelmäßiger persönlicher Kontakt auch außerhalb der Verbindung. Ich engagierte mich früh und intensiv, übernahm Verantwortung und lernte durch verschiedene Rollen, darunter Kassierer und Senior, die Bedeutung der Übernahme von Managementaufgaben. Diese Positionen gaben mir die Möglichkeit, meine organisatorischen Fähigkeiten auszubauen und gleichzeitig mein Verantwortungsbewusstsein zu stärken. Der Austausch mit meinen Bundesbrüdern und das gemeinsame Streben nach einem Ziel lehrten mich, dass echte Gemeinschaft nur durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen gedeihen kann.
Der Verbindung tief verbunden
Die Bedeutung der Churpfalz endete jedoch nicht mit meinem Studienabschluss. Auch nach dem Studium blieb ich der Verbindung tief verbunden und übernahm die Verantwortung als Vorsitzender des Heimvereins, eine Position, die ich neun Jahre lang innehatte. In dieser Rolle konnte ich nicht nur meine organisatorischen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch aktiv zur Weiterentwicklung der Verbindung beitragen. Aufgrund meiner damaligen politischen Tätigkeit im Gemeinderat der Stadt Mannheim gelang es in dieser Zeit, dass der Heimverein in einem finanziellen Kraftakt der gesamten Verbindung das heutige Verbindungshaus der Churpfalz in D4,11 vollständig von der Stadt Mannheim übernahm. Es war mir ein Anliegen, die Verbindung und ihre Traditionen für die nachfolgenden Generationen zu bewahren und auszubauen. Das Engagement in dieser Position gab mir das Gefühl, etwas von dem zurückzugeben, was ich während meiner aktiven Zeit in der Churpfalz erfahren hatte. Diese Werte und Traditionen weiterzuführen und junge Studenten dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg in der Verbindung zu finden, wurde für mich zu einer Herzensangelegenheit.
Seit sechs Jahren engagiere ich mich nun als Vorsitzender des Fördervereins der Churpfalz. Die Verbindung ist für mich nicht nur ein Netzwerk von Studenten und Alumni, sondern ein Symbol für die tiefe Freundschaft, Verantwortung und den Zusammenhalt, der über das Studium hinaus besteht. Der Förderverein bietet mir die Möglichkeit, unsere Traditionen lebendig zu halten und gleichzeitig auf die Zukunft ausgerichtet zu bleiben. Die Verantwortung, die ich in dieser Rolle empfinde, ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Privileg, durch das ich aktiv zur Stärkung der Verbindung beitragen kann.
Fundament im Leben
Heute, wenn ich auf die Jahre zurückblicke, die ich in der Churpfalz verbracht habe, sehe ich nicht nur eine studentische Gemeinschaft, sondern ein Fundament, das mich im Leben begleitet und mir die Werte und Prinzipien vermittelt hat, nach denen ich handle. Der Weg in die Churpfalz war für mich keine zufällige Entscheidung, sondern das Ergebnis eines Lebensabschnitts, der durch Glauben, Gemeinschaft und das Streben nach Verantwortung geprägt war. Die Churpfalz hat mich nicht nur als Student, sondern auch als Mensch geformt, und ich bin dankbar für die Freundschaften und die Erfahrungen, die ich in dieser Gemeinschaft finden konnte.
Kraft und Inspiration
Die Werte, die ich in Ettal erlernte und die ich in der Churpfalz weitertragen durfte, sind das Fundament meines Engagements in Kirche und Gesellschaft bis heute. Diese Gemeinschaft, die meine katholischen Werte und die Bereitschaft zur Verantwortung in sich tragt, gibt mir immer wieder Kraft und Inspiration. In einer Zeit, in der oft Individualismus und Schnellebigkeit dominieren, bin ich froh, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die katholische Werte und Traditionen lebt und pflegt. Die Churpfalz ist für mich mehr als nur eine Verbindung; sie ist ein Teil meines Lebens, eine Quelle der Freundschaft und ein Ort, an dem ich meine Überzeugungen und Prinzipien immer wieder aufs Neue erleben und weitergeben darf.
von Prof. Dr. Sven-Joachim Otto (Cpf)
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