Historischer Moment in Erlangen
Am 1. Februar feierte die K.D.St.V. Frankonia Czernowitz ein seltenes couleurstudentisches Ereignis.
Cbr Prof. Dr. Frank Mader (FcC) , Archivar der K.D.St.V. Frankonia Czernowitz, eröffnete am 1. Februar im Erlanger Haus der Kirche den Festakt zur offiziellen Übergabe bedeutender Archivmaterialien. Nach jahrelangen und intensiven Vorbereitungen wurden die wichtigsten Originaldokumente des Archivs der K.D.St.V. Frankonia-Czernowitz sowie deren Digitalisate in Form von Deposita an die Bibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg überreicht.
Cbr Dr. Claus-Michael Lommer (R-Bl), der Vorsitzende im CV-Rat, hob in seiner Rede die liebevoll zusammengestellte Dokumentation der Verbindungsgeschichte hervor und würdigte den Wert dieses einzigartigen Werkes.
In seinem Festvortrag schilderte Cbr Raimund Lang (FcC) den langen und bewegten Weg der Frankonia von Czernowitz, das heute zur Ukraine gehört, hin nach Erlangen. In 268 Coulerusemestern hat die Verbindung eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Der Start in Czernowitz, damals als Unitas-Verbindung, war von Schwierigkeiten geprägt, insbesondere aufgrund der Ablehnung durch die Waffenstudenten, weil die Frankonen keine Satisfaktion gewährten. Die gelebte Übernationalität der Frankonia stand zudem im Widerspruch zum extremen Nationalismus der Waffenbünde. Die Situation verschärfte sich nach dem Ersten Weltkrieg, als Rumänien die Bukowina kontrollierte und die zunehmende Deutschfeindlichkeit dem Engagement der Verbindung entgegenstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Pläne zur Neugründung in Österreich im ÖCV nicht umgesetzt. Stattdessen fand 1951 in Erlangen die Wiederbegründung der Frankonia statt. Lang betonte, dass der Blick in die Zukunft ein offenes Abenteuer bleibt.
Das Auditorium hörte weiterhin gebannt dem Vortrag von Cbr Peter Landendörfer (FcC) zu, der sich mit der Korrespondenz von Bundesbrüdern in der Nachkriegszeit und vor der Wiederbegründung der Frankonia beschäftigte. In insgesamt 123 archivierten Briefen wurde das leidvolle Schicksal der aus ihrer Heimat vertriebenen Mitglieder sichtbar, das von großer wirtschaftlicher Not und beruflicher Unsicherheit geprägt war. Gleichzeitig verdeutlichen diese Dokumente den starken Willen der Bundesbrüder, ihre Verbindung nach den Schrecken des Krieges neu zu beleben. Von ursprünglich 79 überlebenden Mitgliedern des Zweiten Weltkriegs fanden die meisten eine neue Heimat in Deutschland oder Österreich.
Winfried Büttner sprach über ein Hirtenwort des einzigen heiligen Mitglieds der Frankonia, Cbr Erzbischof Josef Bilczewski (FcC) von Lemberg. Seine 1905 verfasste Schrift, gerichtet an Mittelschüler, vermittelt als zeitloses Dokument Ideale und Werte, die das Verbindungsprinzip “Religio” bis heute prägen, so Büttner.
Den krönenden Abschluss der Veranstaltung bildete die symbolische Übergabe der Archivbestände an den Hochschularchivar Clemens Wachter. Dieser feierliche Moment steht nicht nur für die Archivierung bedeutender Teile der Studentengeschichte, sondern symbolisiert auch den Zusammenhalt und das Erbe der Frankonia Czernowitz.
Einen Einblick in die Festveranstaltung gibt das von der CV-Pressestelle erstellte Video.
Weitere Beiträge in dieser Kategorie