Gott zur Ausbildung helfen
Das Weihnachten 2023 steht bald vor der Türe
Das Weihnachten 2023 steht bald vor der Türe
Liebe Cartellbrüder, liebe Bundesbrüder! Unser Weihnachtsbild zeigt eine kleine Figur der Gottesmutter aus dem späten Mittelalter, das Original ist aus dem Maltatal in Kärnten. Maria trägt das göttliche Kind in ihrem Leib; ihr Leib ist gesegnet von Gott; sie ist zur Herberge Gottes geworden. Das allein würde reichen, um nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr und ein ganzes Leben als getaufter Christ ins Nachdenken zu kommen, nachdenklich wie der verlorene Sohn bei den Schweinen: Wie herrlich ist Gott, mein Vater? Was verdanke ich ihm? Warum bin ich oft so verloren und allzu genügsam bei den Schweinen und Schweinchen im Leben? Wer sind eigentlich in meinem Leben diese kleinen Schweine, die mich abhalten vom Leben in der Fülle der Freundschaft mit Gott? Wie könnte der Weg der Liebe zum Nächsten und zu Gott aussehen, der mich lebenslang zurück-, nein: voranführt in das Haus der ewigen Liebe Gottes?
Ziemlich zeitgleich zur Entstehung der Marienfigur mit dem Jesuskind unter dem Herzen predigte der Dominikaner Meister Eckhart in Erfurt. Von ihm stammen einige bis heute sehr wichtige Begriffe der deutschen Sprache, darunter auch „Bildung“. Zwar kannte die deutsche Sprache das Wort vorher, aber mehr im Sinn von Bildnis oder Vorstellung, sehr verwandt mit dem platonischen Begriff der Idee. Meister Eckhart verwendet den Begriff aber fast nie substantivisch, sondern in verschiedenen verbalen Formen: Der Mensch wird nach Gott gebildet, in Gott wiedergebildet. In Predigt 84 sagt er: „Der unermessliche Gott, der in der Seele ist, der wirkt in der Seele und bildet sie nach ihm.“
Gott nimmt mit unserer Zeugung Wohnung in unserer unsterblichen Geistseele, von ihm geschaffen als Wohnung und Ort seiner eigentümlichen Ausbildung in uns. So wie ich hat noch niemand gelebt und gedacht und geliebt und gefühlt. Darin wird Gottes Bild in der Welt weiter ausgebildet, und zugleich bildet er unsere Seele aus und bildet sie nach seinem Bild, nach seinem Wesen, nach seiner Liebe. Je mehr wir lieben lernen, desto mehr bilden wir unsere Seele aus und verhelfen ihr zu Fülle und Vollendung.
Bildung meint einen lebenslangen Prozess der Verwandlung und Vervollkommnung, dadurch, dass Gott sich selber in die Seele des Menschen gebiert und die Seele Kind Gottes wird. Denken wir daran, wenn wir an der Krippe mit dem Jesuskind stehen oder knien, wenn wir zu Weihnachten in der heiligen Messe mit der Wandlung sind: Bethlehem ist jetzt, jede Stunde meines Lebens kommt Gott zur Welt, in meine Seele und dadurch in die Welt. Durch diese Ausbildung Gottes in mir werde ich verwandelt und wird die Welt verwandelt. Durch Liebe und Güte und Vergebung, Licht in der Finsternis. Stück für Stück, Tag für Tag, ein Leben lang, bis wir Ihn sehen, wie er ist! Gesegnete Weihnachten!
Euer Peter Schallenberg (Cp), CV-Seelsorger
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