Published On: 22. Oktober 2024Categories: Mitglieder stellen sich vor

Luke Rüsing (H-Na)

Freudig aufgeschlossene Menschen

Freudig aufgeschlossene Menschen

Zusammenhalt im Glauben, und das in der Überzeugung, Gutes zu tun

„Zieh Dir etwas Schickes an, Sakko, Hemd etc. Ich hole Dich um 18 Uhr ab.“ Mit diesen Worten sollte meine couleurstudentische Reise beginnen. Damals 16, noch nicht einmal in der Oberstufe, wurde ich von einem langjährigen Freund abgeholt und zu meiner ersten Kneipe mitgenommen. Als ich ins Auto stieg, wusste ich noch nicht, dass es sich um diese Art der Veranstaltung handelte, da man sich jedoch „schick“ machen sollte, gefiel es mir schon vorher.

Wir fuhren eine gute Stunde und kamen schließlich in Duisburg an. Nach einer Starkung im Brauhaus Webster gingen wir zu einem unscheinbaren Wohnhaus mit einem Schild vor der Tür: „K.D.St.V. Elbmark Tetschen-Liebwerd zu Duisburg im CV“. Den Namen erkannte ich von alten Erzählungen meines Freundes her, aber als er Band und Mütze anzog, wurde mir klar, dass es sich um seine oft erwähnte Studentenverbindung handeln müsse. Nett und freundlich wurden wir begrüßt und in den Kneipsaal geführt, in dem mir nach der vorherigen leiblichen Stärkung erst einmal gegen den Durst geholfen wurde. Schon bei Beginn der Kneipe genoss ich den zeremoniellen Charakter und die freudig aufgeschlossenen Menschen um mich herum. Diese meine erste Kneipe habe ich bis heute positiv in Erinnerung. Sie sollte meine Meinung gegenüber Studentenverbindungen nachhaltig geprägt haben.

Mit dem Abitur in der Hand war mein erstes Ziel das Priesterseminar. Ich zog in das Erzbischöfliche Theologenkonvikt Collegium Albertinum zu Bonn ein und begann das Propadeutikum als Priesteramtskandidat des Erzbistums Köln. Die im Collegium Albertinum ansässige Vereinigung katholischer Theologen Burgundia war die letzte aktive von neun Konviktsverbindungen und begeisterte mich bereits bei ihrem 125. Stiftungsfest, dem ersten Kommers, dem ich beiwohnte. Auf diesem Kommers wurde ich von einem guten Freund, der schon Burgunde war, zu einem alten Herrn der Burgundia und des KSt. Arminia Bonn gesetzt. Nicht nur, dass er mir beibrachte, wann man aufstand und dass ich bei meiner Begrüßung doch bitte auch austrinken möge, vor allem habe ich nach diesem Abend gelernt, dass man beim unterbrochenen Cantus dringend sein Liedheft umgekehrt hinlegen sollte. Durch meinen Auszug aus dem Collegium Albertinum wurde ich bei Burgundia nicht aktiv, bin bis heute aber mit vielen Farbenbrüdern (die mittlerweile Cartell- und Bundesbrüder sind) freundschaftlich verbunden.

Als es mich zum Studium nach Frankfurt zog, war neben der Wohnungsbesichtigung in der Nähe des Campus auch die Verabredung bei einer Studentenverbindung noch vor Studienbeginn wichtig. Im Vorhinein erkundigte ich mich über die sozialen Medien über katholische Studentenverbindungen in Frankfurt. Dass ich keine Mensur fechten wollte, war im Vorhinein klar, zudem gefiel mir der äußere Eindruck des Cartellverbands: der Zusammenschluss katholischer Studentenverbindungen unter dem Wahlspruch „Innecessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“, farbentragend und nichtschlagend. Schnell wurde ich fündig und schaute mir die vier CV-Verbindungen Frankfurts an. Eine Verbindung fiel mir dabei besonders ins Auge, meine spätere Urverbindung, die KDStV Hasso-Nassovia zu Frankfurt am Main im CV. Diese zeigte in einem Instagram-Beitrag eine gemeinschaftliche Aktion, bei der Aktive einem alten Herrn im „Franziskustreff“, einer Stiftung zur Obdachlosenhilfe in der Innenstadt Frankfurts, bei der Frühstücksausgabe halfen. Sofort dachte ich, dass das der Geist ist, in dem ich meine Zukunft gestalten möchte.

Wenn ich – geprägt von diesem Geist – einen Grund aufzählen müsste, weswegen ich CVer geworden bin, dann ist es der Zusammenhalt von Cartell- und Bundesbrüdern im Glauben und in der Überzeugung, Gutes zu tun. Natürlich gelingt das nicht immer und an allen Stellen, aber letztlich eint uns doch, dass wir nach unserem Wahlspruch überall Nächstenliebe walten lassen. Man merkt das an großen Aktionen wie in Frankfurt, aber auch in kleinen Dingen bei Gesprächen an der Theke. Unsere Prinzipien sind jedem bekannt, nur dass sie keine Maskerade für die Außenwelt sind, sondern vielmehr auf den Häusern und unter den Bundesbrüdern gelebt werden. Ob es die Hilfe durch höhere Semester bei Studienanfängern ist oder der gemeinsame Messbesuch auch ohne Band und Mütze; die Begegnung und der Austausch mit einem Cartellbruder im Supermarkt, dem man am Vorabend noch am Stafettentisch gegenüberstand oder die Hilfe in ausweglosen Situationen; sei es das Band oder der Dachverband, der verbindet: Am Ende findet man Freundschaften für das Leben, lernt die Partnerin auf dem Haus kennen und kann zuletzt am Altherrenzapfen über „bessere Zeiten“ reden. Alles in allem eine Gruppierung, die einen gesunden Patriotismus pflegt, für die Allgemeinheit einsteht, katholisch geprägt ist und dabei vor allem so unglaublich lustig und gesellig sein kann. Über dem schwebt der Geist des Zusammenhalts und der Freundschaft, der zu großen Dingen fähig ist.

Mittlerweile zurück in Bonn und zeitweiliges Mitglied bei der KDStV Ripuaria Bonn, wird mir noch einmal besonders klar, wie sehr der CV wirkt und Einigkeit verleiht. Durch den Einblick in zwei CV-Verbindungen kann man mehr als andere Gemeinsamkeiten erkennen, aber auch Unterschiede feststellen. So wurde mir z.B. nach meiner Meldung in Bonn schnell die Bummelkultur bekannt, die in Frankfurt eher weniger möglich ist und gepflegt wird. Nach nur ein paar Wochen ist mir bewusst geworden, dass ein Besuch im Fitnessstudio nicht nötig ist, wenn man sich in diesem Kontext zumindest ein Mal in der Woche an der frischen Luft bewegt. Wichtig ist nur, dass man viel trinkt, um am Ende nicht zu dehydrieren!

Heute blicke ich mit Freude auf den Besuch meiner ersten Kneipe zurück und danke für diese Gelegenheit, die mir im Laufe der Jahre Freunde für mein Leben gebracht und mich nachhaltig im Verständnis der Bedeutung von Gemeinschaft geprägt hat. Wie der CV bemisst auch meine zweite Verbindung den Zusammenhalt wie kein anderer Bund, nicht zuletzt durch ihren Wahlspruch:
Einer für alle, alle für einen!

von Luke Rüsing (H-Na)

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