KDStV Falkenstein
Falkenstein in Freiburg bindet erfolgreich die Familien ein
Gegen den Strom, aber ohne Extreme
Falkenstein in Freiburg bindet erfolgreich die Familien ein
Anno 1912, vor 110 Jahren, gab es an der Universität Freiburg im Breisgau eine so große Zahl von Studenten, die am CV interessiert waren, dass die Verbindungen an Ort und Stelle keine Möglichkeiten sahen, sie aufzunehmen. Dazu kamen noch viele Carteller, die von anderen Hochschulen gewechselt und sich nun als zeitweilige Mitglieder bei den Verbindungen gemeldet hatten. Aufgrund der zahlenmäßigen Größe der Aktivitates fanden aber diese dort nicht wirklich Heimat. In dieser Situation wurde ein 44jähriger Carteller, Priester aus dem Erzbistum Köln, aktiv, der sich in Freiburg eine Auszeit zum philosophischen Weiterstudium genommen hatte: Cbr Hubert Schmitz, Mitglied der Bavaria Bonn und der Markomannia Würzburg, ein Mann voller Tatendrang, Leidenschaft und Organisationstalent. Er sammelte die unzufriedenen Carteller sowie interessierte junge Studenten und gründete recht spontan eine neue Verbindung in Freiburg: „Danubia“ mit dem Wahlspruch „Contra torrentem – Gegen den Strom“. Diese neue Verbindung wollte es dann auch möglichst schnell in den CV schaffen und stellte auf der Cartellversammlung 1912 den Antrag auf Aufnahme – dieser wurde aber ohne weitere Diskussionen abgelehnt. Zu übermütig und spontan war das Vorgehen der jungen Danuben gewesen. Schließlich kam es dann nach längeren Auseinandersetzungen, die zum Austritt von Cbr Hubert Schmitz führten, zu einer Neugründung am 9. Januar 1913 als Tochterverbindung der Hercynia unter dem neuen Namen „Falkenstein“ und mit dem Wahlspruch „Deutsch und treu“. Der Name „Falkenstein“ bezieht sich auf eine heute nicht mehr existierende Burg im Schwarzwälder Höllental, unweit von Freiburg – bis heute ein beliebtes Ausflugsziel der Aktivitas.
Ziel vieler Fahrten ist auch das malerische Berghaus der Verbindung, das sich in Altglashütten, unweit vom Feldberg, dem höchsten Berg des Schwarzwaldes, befindet. Das Haus ist nicht nur Ort vieler Semesterveranstaltungen, es steht Falkensteinern auch privat zu einem günstigen Preis offen.
Vor Ort hat die Verbindung ihr Haus mitten in der Innenstadt von Freiburg, rund 900 Meter vom Hauptgebäude der Universität und keine 300 Meter vom Freiburger Münster entfernt. Auf dem Haus gibt es neben den zwölf Zimmern für Bundesbrüder und solche, die es werden wollen, einen Gemeinschaftsraum, eine Küche und natürlich einen Kneipsaal mit Bar. Doch lebt das Haus nicht von den Räumlichkeiten, sondern von den Menschen, die dort wohnen und ein- und ausgehen. Dabei wird bei Falkenstein ein Familiengeist sehr hochgehalten, der über die Bundesbrüderlichkeit hinausgeht. Ehefrauen, Freundinnen und auch die Kinder der Bundesbrüder erleben bei Falkenstein Gemeinschaft, sodass wir uns über die internen Convente hinaus mehr als Familie denn als bloßer Bruderbund verstehen. Aufgrund dieser familiären Atmosphäre bei Falkenstein gelingt es uns auch, dass Bundesbrüder nach Familiengründung weiterhin Kontakt halten und das – familiäre – Verbindungsleben mitgestalten. Zum Zusammenhalt in der Verbindung trägt auch der regelmäßige Zoom-Stammtisch bei, an dem über das Internet auch schon mal Bundesbrüder aus den Vereinigten Staaten teilnehmen.
Falkenstein fühlt sich in seiner Grundhaltung dem christlichen Humanismus verpflichtet, der gerade auch in der bereits seit über 40 Jahren existierenden Sozialaktion der Verbindung zum Tragen kommt: in der Haiti-Hilfe Falkensteins. 1979 in Zusammenarbeit mit dem Ordensmann P. Ferdi Philippi und seiner Gemeinschaft, den Montfortanern, gegründet, arbeitet sie heute mit der Gruppe AOG (Association des Originaires de Grand-Plaine) im Bergland Haitis zusammen und leistet dort Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei fließen die Spendengelder direkt an die AOG, sodass in dem von Korruption und Kriminalität heimgesuchten Inselstaat garantiert ist, dass die Spenden auch in vollem Umfang bei den Betroffenen ankommen. Der wichtige Kontaktmann vor Ort ist der haitianische Ingenieur Gaston Jean, seit dem Jahr 2018 Ehrenmitglied Falkensteins.
Der ursprüngliche Wahlspruch der Danubia „Contra torrentem – gegen den Strom“, dem sich viele Falkensteiner heute noch sehr verbunden fühlen, ist für uns auch die Herausforderung zum differenzierten Denken und dazu, nicht ungefragt dem Mainstream der vielen Meinungen anzuhängen. In diesem eigenständigen Ringen um Wahrheit existiert bei unserer Verbindung eine Meinungsvielfalt, die einerseits jegliche Extrempositionen – nach rechts oder links – ausschließt, sich andererseits aber immer innerhalb der Prinzipien des Cartellverbands bewegt. So war und ist Falkenstein eine Gemeinschaft der lebendigen Auseinandersetzung, was sich auch in den Artikeln in der seit 1926 erscheinenden Jahresschrift „Der Falke“ ausdrückt.
In seiner Geschichte wurde Falkenstein stark geprägt von Bundesbrüdern aus dem Rheinland, aus Westfalen und dem badisch-schwäbisch-alemannischen Umfeld. Ohne Klischees bedienen zu wollen, sind Charakterzüge, die den Menschen dieser Landstriche nachgesagt werden, auch typisch für Falkenstein: rheinische Geselligkeit, westfälische Geradlinigkeit und schließlich das badisch-schwäbisch-alemannische tiefgehende Denken im Ringen um Wahrheit.
Diakon Raymund Fobes (Fl), Schriftleiter der Jahresschrift der KDStV Falkenstein „Der Falke“
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